13.05.2013 16:53
Impfung gegen Borreliose - Aktuell in The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht
Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen
Am Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums Tübingen wurde in den vergangen beiden Jahren eine klinische Studie durchgeführt, die die Verträglichkeit sowie die Entwicklung der Immunität eines noch nicht zugelassenen Impfstoffes gegen Borreliose untersucht. Die ersten Ergebnisse der Studie wurden jetzt in dem renommierten Journal „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Borreliose ist eine durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Bisher gibt es in Deutschland noch keine Impfung, die vor einer Infektion mit dem Erreger schützen kann. Im Gegensatz hierzu gibt es zu der von Viren hervorgerufenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) schon längere Zeit eine Impfung.
An insgesamt vier Zentren in Österreich und Deutschland wurden in den vergangenen zwei Jahren Phase I und II klinische Studien mit insgesamt 300 Probanden durchgeführt, die die Sicherheit und Immunogenität eines neuen Impfstoffkandidaten gegen die Borreliose untersuchten. Die Impfung mit Oberflächenantigenen verschiedener Borrelienstämme, genannt Outersurfaceprotein A (OspA), hat in präklinischen Versuchen vor der Borreliose geschützt und beim Menschen eine Antikörperantwort hervorgerufen. In der Studie wurden verschiedene Konzentrationen und Formulierungen des Antigens untersucht. Die Impfung wurde gut vertragen und die Probanden entwickelten Antikörper gegen den Impfstoff.
Die Studien haben die Voraussetzung geschaffen, dass die Impfung weiter entwickelt werden kann. Ob die Impfung tatsächlich vor einer Erkrankung beim Menschen schützt, erfordert weitere Untersuchungen, die in Kürze beginnen werden.
Originaltitel der Publikation
Safety and immunogenicity of a novel multivalent OspA vaccine against Lyme borreliosis in healthy adults: a double-blind, randomised, dose-escalation phase 1/2 trial
The Lancet Infectious Diseases, Early Online Publication, 10 May 2013
doi:10.1016/S1473-3099(13)70110-5
Medienkontakt
Universitätsklinikum Tübingen
Institut für Tropenmedizin
Wilhelmstr. 27, Tübingen
Dr. Meral Esen
E-Mail meral.esen@uni-tuebingen.de, Tel. 07071/29-8 02 40
Prof. Dr. Peter G. Kremsner, Tel. 07071/29-8 71 79
„Die Impfung wurde gut vertragen und die Probanden entwickelten Antikörper gegen den Impfstoff.“
„Ob die Impfung tatsächlich vor einer Erkrankung beim Menschen schützt, erfordert weitere Untersuchungen, die in Kürze beginnen werden.“
Bisher wurde nur an 300 Probanden untersucht, dass die Impfung „scheinbar“ gut vertragen wird und die Probanden Antikörper gegen den Impfstoff entwickelten!
Evtl. mögliche, sehr langfristige Folgen konnten kaum ermittelt werden.
Ob diese Impfstoffantikörper aber wirklich vor einer Infektion schützen, ist noch völlig ungeklärt!
Das kann wohl nur über eine sehr große Zahl von Probanden und sehr langen Zeitraum ermittelt werden.
Reichen die auf die Impfung gebildeten Antikörper aus, um jede Infektion im Keim zu ersticken?
Es ist doch allgemein bekannt, dass eine bereits überstandene Borreliose nicht vor einer erneuten Infektion schützt.
Man benötigt aber eine größere Anzahl von Probanden, die danach über einen Zeckenstich mit Borreliose infiziert werden um genauere Aussagen zu treffen.
Z.B. wenn man 1.000 zuvor borreliosefreien Probanden bei dem Impfstofftest hat, bekommen von denen vielleicht 10-20...?? die nächsten Jahre einen Zeckenstich mit einer Borrelieninfektion. 10-20 definitive Probanden sind etwas wenig für verbindliche Aussagen.
Bei diesen müsste aber „vor“ der Impfung eine evtl. vorherige Infektion sicher ausgeschlossen worden sein. Nur wie sicher kann man das, bei den bekannten unsicheren Tests ausschließen?
Diese müsste man auch lange Zeit beobachten, ob diese evtl. später, bis zu Jahren, noch Borreliosesymptome entwickeln!
Wie will man nach der Impfung eigentlich eine Infektion genau feststellen?
Man kann auch nicht ausschließen, dass möglicherweise die Impfung vielleicht das Frühsymptom „Erythema migrans“ verhindert, aber erst viel später danach Symptome auftreten könnten, falls nicht durch die Impf-Antikörper alle Borrelien beseitigt wurden.
Zusätzlich kommt noch das Problem, dass es danach, im Fall einer Infektion nicht ganz so einfach ist, die Impf-Antikörper von Infektionsantikörpern zu unterscheiden.
Zumal bei evtl. Borreliosesymptomen div. Ärzte alle pos. serologischen Befunde auf die vorherige Impfung, satt einer aktiven Borreliose interpretieren könnten.
Außerdem kann man bisher nicht mit Sicherheit ausschließen, dass div. Borreliosesymptome möglicherweise durch Autoimmunreaktionen infolge der Antikörper verursacht werden.
So gab es z.B. bei dem damaligen umstrittenen US Borrelioseimpfstoff (Lymerix) einige Berichte, dass die Patienten nach der Impfung Borreliosesymptome wie Gelenkbeschwerden bekamen.
Der Impfstoff wurde danach, angeblich wegen mangelnder Nachfrage vom Markt genommen.
Während aber Einige, die möglichen, in den USA bekannten horrenden Regressforderungen, wegen den berichteten Nebenwirkungen als den tatsächlichen Grund des Herstellers für die Rücknahme des Impfstoffes sahen. Es gab diesbezüglich sehr heftige Kritik von Patienten.
Was dabei die tatsächlichen Wahrheit ist, kann kaum jemand beurteilen.
Ich denke, es wird noch sehr viele Jahre dauern und Versuche an vielen Tausenden Patienten erfordern, bevor man eine halbwegs sicher Aussage machen kann, dass dieser Impfstoff tatsächlich wirkt und praktisch ohne nennenswerten Nebenwirkungen verträglich ist.
Dabei sollte man berücksichtigen, dass die Impfstoffentwickler sehr viel Geld für diesen Impfstoff investieren. Diese haben natürlich ein wirtschaftliches Interesse diesen Impfstoff möglichst frühzeitig auf den Markt zu bringen. Da natürlich die Tendenz fördert, div. Forschungsergebnisse zu ihren Gunsten zu beschönigen und Bedenken zu anderen Einflussfaktoren zur Seite zu schieben.
Ich bin deshalb noch sehr skeptisch, ob in absehbarer Zeit ein nachweislich wirksamer und weitgehend nebenwirkungs- und risikofreier Impfstoff verfügbar wird. Es sind noch sehr viele Fragen offen.
Namensänderung Mod