19.04.2019, 14:19
(19.04.2019, 12:24)mari schrieb: komplette Beschreibungen würden jetzt Stunden dauern - und bei so schönem Wetter will ich das nicht. Wird aber nachgeholt; fest versprochen.Ist ja nicht dringend.
Ich sehe aber bisher nicht, wie man bereits manifeste Psychodiagnosen wieder aus Akten herausbringen kann. Ich habe dieses Ansinnen (siehe mein Thread zum Thema) jedenfalls verlassen und sehe da eigentlich nur das Ablaufen der Aufbewahrungsfristen bei der Krankenkasse als Lösung. Aus Arztakten Diagnosen herauszubekommen scheint mir nicht realistisch machbar, aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.
Bei normalen Arztgängen sehe ich etwaige alte Psychodiagnosen auch nicht als Problem. Ein neuer Arzt weiß nichts davon, und wenn dieser wieder eine Psychodiagnose stellen sollte, geht man halt nicht mehr hin. Ich habe jedenfalls inzwischen mein "Set" an Ärzten, denen ich vertrauen bzw. mit denen man partnerschaftlich gut zusammenarbeiten kann.
Ein anderes sind die von dir aufgeworfenen sozialrechtlichen Fragen. Zwecks BU können Abrechnungsdaten mit F-Diagnoseschlüsseln oder allgemein falschen Diagnosen bei der Krankenkasse wohl tatsächlich problematisch sein. Nur die Frage ist, was man dagegen tun soll. Man müsste hieb- und stichfest nachweisen können, dass die betreffende Diagnose (z.B. somatoforme Störung) falsch ist. Das ist praktisch nicht möglich. Psychodiagnosen lassen sich in der Regel nicht widerlegen, da es keine harten wissenschaftlichen Kriterien dafür gibt (einfach mal ins DSM schauen, was da z.B. als Kriterien drinsteht - absolut Wischiwaschi). Alleine schon der Versuch gegen angebliche Fehldiagnosen vorzugehen dürfte "querulatorisch" rüberkommen und das "Nicht-Akzeptieren" der Diagnose ist ein Beleg, dass die Diagnose richtig ist. Leider ist man in diesen Kreisen so unwissenschaftlich und zirkelschlüssig (oder betrügerisch?) unterwegs.
Es gibt ja auch Patienten, die lassen sich F-Diagnosen aufs Auge drücken, um z.B. wenigstens eine EM-Rente durchzubekommen, weil man ansonsten durchs soziale Netz fällt. Für mich derzeit keine Alternative. Auch werden man mit der zunehmenden Digitalisierung von Gesundheitsdaten die Probleme immer größer. Wenn auf der Karte die Diagnosen gespeichert sind (wird irgendwann sicher Pflicht sein) und da steht z.B. eine hypochondrische Störung oder so drin, dann bekommt man im Gesundheitssystem praktisch keine Hilfe mehr.
Dr. Rainer Rothfuß: Feindbilder pflastern den Weg zum Dritten Weltkrieg

