Eigentlich sollte hier der Aufschrei deutlich werden:
Der Patient wurde deutlich viel zu spät behandelt und die Erkrankung viel zu spät erkannt, bis durch Zufall mal jemand überhaupt auf die Idee kam. Dafür war dann die Diagnostik bilderbuchmäßig, jedoch wenn man genauer hinschaute - mein Podcast hakte an der Stelle gerade - waren die IgG/IgM nicht eindeutig positiv sondern grenzwertig. Der Blot brachte die besseren Ergebnisse. Ohne den Blot hätte er also schon durchs Raster fallen können. Danach folgte eine 3-wöchige Antibiose. Erst auf Grund der anschließend positiven Liquorergebnisse wurde eine zweite Behandlung erwogen. Da hätte er gut durchs zweite Raster fallen können, wenn sich die Erreger ausschließlich gerade woanders aufgehalten hätten.
Die zweite Behandlung war dann deutlich intensiver und deutlich länger über 35 Tage und brachte Verbesserungen. Warum macht man das dann nicht gleich so? Ohne den positiven Liquortest hätte dieser Patient wahrscheinlich auch Pech gehabt.
Mit den Aussagen zusammen, die Morbus Bahlsen schon aufgeführt hat, ist der Boden schon wieder dafür bereitet, dass sich in der Praxis nicht viel ändert
Es wurde suggeriert, dass die Tests Elisa/Blot (Liquoruntersuchung) auf alle Fälle zuverlässig seien, wenn sie richtig interpretiert werden, das ist für mich auch hier der Hauptknackpunkt. Auch dass der LTT immer wieder als wertlos erklärt wird, finde ich sehr bedenklich mit dem Hintergrund dieser Patientengeschichte - vielleicht sollte man auch den LTT lernen, richtig zu interpretieren?
Vielleicht liest der Patient hier mit: ich wünsche sehr, dass die Beschwerden nicht mehr auf ein aktives bakterielles Geschehen beruhen und dass sich diese auch noch von selbst bessern - es wäre interessant, diese Geschichte weiterzuverfolgen.
Vielleicht lesen die anderen Diskussionspartner mit: Ebenso interessant wäre es, welchen Borrelienstamm man mit dieser Behandlung erkennen und behandeln konnte und ob dies auf die anderen Stämme auch so einfach übertragbar wäre.
Ansonsten bleibt es einfach ein Einzelfallbericht, mit Glück im Unglück, wobei jeder Einzelne einer zuviel ist. Die Dunkelziffer der weniger Glücklichen dürfte entsprechend im nebulösen Kreislauf der medizinischen Unwissenheit verbleiben.
Grüße vom Urmel