23.03.2018, 17:50
(23.03.2018, 10:30)Hexle schrieb: Nun hat er gemeint, er nimmt nochmals Blut, um die Antikörperhöhe zu bestimmen. Wenn die hoch sind, dann gibt er das AB...
Mit diesen Tests werden die Antikörper bestimmt, nicht Borrelien durchgezählt. Antikörper sind eine Antwort des Immunsystems. Wenn Dein Immunsystem aus irgendeinem Grund keinen Bock drauf hat, genügend Antikörper gegen Borrelien zu bilden, dann macht es das auch nicht, egal was Dein Doc aus dem Grundlagensemester noch im Kopf hat (Infektiologie wird nämlich erst seit Okt. 2003 wieder an deutschen Unis gelehrt ).
O. g. Gründe können zum Beispiel andere Infektionen sein (durch z. B. die Grippewelle jetzt hat das Immunsystem grad ganz andere Antikörper in Produktion oder es liegen noch andere sogenannte Co-Infektionen vor) oder ein Immundefekt oder genommene Immunsuppressiva oder zum Zeitpunkt der Infektion (den man ja oft nicht mitbekommt) genommene Antibiotika oder oder oder...
Ansonsten haben die Borrelien (angenommen, sie sind da) auch noch paar "Tricks" auf Lager, um sich dem Immunsystem zu entziehen. Sie können zum Beispiel ihre Oberflächenproteine schneller wechseln, als die Antikörper gegen sie produziert werden. Dann können sie sich in zellwandlose Formen verwandeln oder sich in nichtdurchblutete Gebiete zurückziehen, sodaß sie vom Immunsystem erst gar nicht erkannt bzw. im letzteren Fall nicht "gefunden" werden.
Und dann sind da noch die - diplomatisch ausgedrückt - recht unzuverlässigen Tests mit bis zu 70 % falschpositiven/falschnegativen Befunden. Nicht standardisiert und von jedem Labor andere Testkits benutzt, also nicht miteinander vergleichbar.
Da deren Wert eben "nur" eine Antwort des Immunsystems beziffert, folgt logischerweise daraus, daß die Höhe des Antikörpertiters NICHTS über eine Erkrankung aussagt (sondern nur, daß sich der Körper mit dem Erreger auseinandergesetzt hat) und schon gar nicht mit der Schwere der Erkrankung zu tun hat.
Ich möchte Dir jetzt nicht alle Deine Docs madig machen , sondern Dir nur ein bißchen Durchblick verschaffen. Dein Satz "Ich weiss nix mehr...." geht mir sehr nahe, weil ich den auch noch seeehr gut kenne aus meiner Borreliosewissen-Anfangszeit und mich auch noch gut dran erinnern kann, wie verzweifelt ich war, weil Stück für Stück auch der letzte Rest meiner Weißkittelgläubigkeit bröckelte (war durch etliche andere Erfahrungen in meinem Leben eh nicht mehr viel übrig davon) und ich mir so entsetzlich verlassen vorkam. - Das Wichtigste ist, sich Wissen anzueignen. Nicht spekulatives Wissen, sondern das, was im eigenen Körper passiert, wie die Zusammenhänge sind, welche z. B. sonstigen Ursachen für die Symptome noch in Frage kommen usw. Dann kann man auch auf der berühmten Augenhöhe mit den Medizinern sprechen und gemeinsam den Weg gehen, damit DU wieder gesund wirst. Für jegliches Handeln, ob nun (durchgeführte wie auch nicht durchgeführte) Diagnostik oder Therapie, trägst DU die körperlichen Konsequenzen, nicht Dein Doc - denk da immer dran!
Ich drück Dir die Daumen.
Shit happens. Mal bist Du die Taube, mal das Denkmal...
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