(22.10.2013, 10:21)Antje 1973 schrieb: Kann man mit der Erkrankung allen gerecht werden oder sollte man devinitiv Abstriche machen und blöde Kommentare akzeptieren .
Hallo Antje,
Das habe ich die ersten Jahre versucht - allem Gerecht zu werden. Allerdings hatte ich immer gesundheitliche Probleme/Symtome und kein Arzt fand die Ursache. Und es hies immer alles in Ordnung. Da stehst du da wie ein Simulant und keiner glaubt dir. Und blöde Kommentare gibts auch gewaltig. Meine Beziehung wäre dadurch fast in die Brüche gegangen. Habe meine ganze Kraft für die Arbeit verwendet und zu Hause blieb alles liegen und das Wochenende war im Eimer, weil alles nachgeholt werden mußte. Zuletzt habe ich dann auch mal eine AU eingelegt. Mein Partner hatte dann oft kein Verständnis dafür. Und ich selbst wußte manchmal nicht, ob ich ebend nicht mehr richtig "ticke" -weil jeden Tag ein anderes Wehwehchen mich heimsuchte und konnte auch mit keinem darüber sprechen, weil ich keine Erklärung dafür hatte, aber die Symtome waren ebend da....und es hies immer, du hast jeden Tag was anderes..... Und der Bekanntenkreis ist dadurch auch kleiner geworden.
Als man dann 2008 die Borreliose feststellte, war ich richtig "glücklich" und dachte Behandlung und alles OK. Bist ja in den richtigen Händen.
Die AB brachte auch eine kurzzeitige Besserung, da war ich gerade zur Reha - Psychosomatisch
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. (Überschnitt sich - ist aber eine andere Geschichte).
Hatte aber den Vorteil, das ich gerade diese Problematik mit der Müdigkeit /ausgelaucht von einer neuen Seite betrachtete. Denn dort erklärte man, das der Tagesablauf aus "3 Säulen"
besteht (bildlich): 1. Schlaf, 2. Arbeit 3. Freizeit/Hobby/Freunde.
Und diese 3 Teile sollten sich im Gleichgewicht halten. Und genau der 3. Teil war bei mir das Grundübel. Also suchte ich nach der Reha eine Lösung zum Ausgleich. Gab zu Hause Arbeit ab bzw. setzte Prioritäten und es blieb ebend mal ein Staubkrümelchen liegen. Statt mit dem Auto fuhr ich mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln. Hatte so nicht mehr den Stress mit dem Verkehr auf der Autobahn und der Müdigkeit, (mir zogs zu der Zeit schon morgends manchmal die Augen zu.) Im Zug war es ruhiger und ich konnte abschalten und mal ein Buch lesen, was ich schon Jahre nicht mehr gemacht hatte. Außerdem hatte ich von der Bahn zur Arbeit noch 15-20 min Fussweg - somit war ich täglich dazu noch mindestens eine halbe Stunde an der Luft und es war wunderbar am Ende auf dem Weg abzuschalten. Und ich war an Fahrzeiten gebunden, d.h. ich mußte lernen meine Arbeitszeit besser zu organisieren ect. (mit dem Auto bin ich schnell mal eine halbe Stunde länger geblieben um das Pensum zu schaffen) Ich war mit der Lösung zwar ein ganzes Stück länger unterwegs, aber einerseits sicherer und etwas entspannter. Da ich erst später zu Hause war, teilte sich auch hier die Arbeit etwas anders ein. Und ich hatte auch wieder etwas mehr Zeit für privates.
Allerdings funktionierte das auch nur ein gutes Jahr, dann merkte ich das z.B. Urlaub usw. keine Erholung mehr brachte oder Ausspannen bei AU. Und da ich täglich doch 12 Stunden unterwegs war - 8-10 Stunden Schlaf brauchte um mich zu erholen, ja und so auch nichts mehr für Feizeit übrigblieb, ging dieses Modell auch nicht mehr auf. Weitere AB´s brachten mir spürbar nichts - Eine kürzere Arbeitszeit auf meinen Platz plus Fahrtweg hätte minus gebracht. Also blieb erst mal längere AU mit der Option, das sich der Körper da ev. erholt, aber er will nicht so wie ich, also bleibt einem ja nur auf den Körper zu "hören".
Ich brauche sehr viel Schlaf, Ruhe und die Kraft bzw. Leistungsfähigkeit ist sehr schnell aufgebraucht. Und ich bin schon lange Krankgeschrieben und versuche mein Recht bei den Behörden ect. durchzukämpfen. Dazu habe ich einen starken Partner an der Seite.
Irgendwann habe ich ihn einfach mit zu einem Vortrag der SHG mitgenommen. Dort hat er dann erst den richtigen Zusammenhang erfasst, was Borreliose bedeutet inkl. Hintergrundproblematik der Behandlung ect. Die Bekannten denke ich, verstehen es mittlerweile auch.
Meine Tochter (ist aus dem Haus) hat auch die Ansicht -
tu dir mal was gutes. Ja und so läuft es alles ruhig und ohne Stress ab.
Ohne Verdienst bedeutet zwar schon ein paar Einschränkungen, aber es bringt doch auch nichts, wenn du dich für andere kaputtmachst - es dankt dir am Ende fast keiner.
Also ich wollte damit auch sagen, du solltes für diese Situationen eine Lösung suchen und dich nicht bis zuletzt kaputt machen und grübeln. Und deine Familie hat bestimmt auch Verständnis, wenn du es richtig erklärst. Wie die anderen schon vor mir geschrieben, mußt du etwas umverteilen. Und wenn sie auch mal murren und knurren, dann lass es einfach auch mal liegen. Dein Körper braucht viel Ruhe und zusätzlicher Stress verursacht nur noch mehr Belastung ...
Ich hoffe, das ich das so ein wenig verständlich rübergebracht habe. Ich bin mit meiner derzeitigen Situation auch noch nicht 100%ig glücklich, aber ich arbeite daran.
GLG
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FreeNine
PS. Schon das quatschen hier tut mir persönlich gut - einfach mal "herausschreien" - ich glaube wie in GZSZ war das letztens