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Ratlosigkeit...
#11

(11.11.2015, 18:41)Markus schrieb:  Hallo sunset,

Prof. Scheibenbogen von der Charite meint, dass Azithromycin liquorgängig ist. Prinzipiell würde ich lieber überlegen den SSRI abzusetzen. Ohne da jetzt im Detail drauf einzugehen, kann ich dir nur das Buch "Tödliche Medizin" von Prof. Goetzsche ans Herz legen. Er thematisiert SSRIs ausführlich.

Ich würde versuchen Depression, Schlaflosigkeit, etc. mit natürlichen Mitteln in den Griff zu bekommen, z.B. Melatonin bei Schlaflosigkeit.

Ausgangspunkt meines Entschlusses, mir ein SSRI verschreiben zu lassen, war die Hypothese von Frau Dr. Hopf-Seidel, dass durch die von Borrelien verursachten Entzündungsvorgänge im Gehirn die Serotonin-Synthese stören bzw. sogar zu einem Anstieg der Konzentration von (depressionergen) Kynurenin führen würde. Das hatte Oolong vor längerer Zeit in einem Thread thematisiert, und Sie scheint durch die SSRI-Einnahme eine drastische und auch anhaltende Besserung von Symptomen wie Unruhe, Panikanfälle, Depressionen, etc. erreicht zu haben.

Du kannst mir glauben, dass ich schon mit allen möglichen Mittel (sowohl natürlicher als auch pharmazeutischer Art) versucht habe, meine Schlaflprobleme sowie diese innere Unruhe in den Griff zu bekommen. Wirklich geholfen hat mir davon nichts, bzw. nichts, was ich aus gewissen Erwägungen heraus irgendwem empfehlen würde.

Natürlich ist die Behandlung mit einem SSRI rein symptomatisch - Nur wenn es halt so sein sollte, dass diese Symptome durch einen gestörten Serotonin-Haushalt ausgelöst werden, lässt sich dem wohl nicht entgegnen, dass man kein Medikament einnehmen solllte, welches nachweislich den Serotonin-Spiegel erhöht. Und wenn natürliche Schlafmittel nun einmal definitiv nicht helfen, wäre es für mich schon ein riesiger Erfolg, dadurch möglicherweise sogar nicht mehr auf die Einnahme von Diazepam angewiesen zu sein, was zwar wirkt, aber mit Sicherheit nicht zu empfehlen ist (Abhängigkeit, Tolleranzentwicklung, dennoch auf die 'Rationierung' des Arztes angewiesen sein, etc.)


Viele Grüße

sunset
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Thanks given by: urmel57 , Oolong
#12

(11.11.2015, 19:09)Markus schrieb:  Das ist richtig. Wenn man weitgehend gesichert eine Borreliose hat und einem das Tinidazol hilft, ist das auch was ganz anderes, wie wenn man das halt mal auf puren Verdacht längere Zeit einwirft, wie das dann bei mir der Fall wäre.

Völlige Zustimmung - Gab es denn etwas, was bei Dir dann geholfen hatte?

Code:
Weshalb bin ich gegenüber Nitroimidazolen so kritisch? Weil sie seit Jahrzehnten in Gebrauch sind, praktisch genauso lange im Verdacht stehen kanzerogen zu sein und es trotzdem (!) keine ordentlichen epidemiologischen Untersuchungen dazu gibt. Da drängt sich dann einem schon der Verdacht auf, dass solche Untersuchungen evtl. einigen Leuten einfach nicht genehm sind.

Auch dem kann ich nur zustimmen. Es kommt übrigens auch nicht alle Tage vor, dass für ein Medikament mit der lapidaren Begründung "nicht wirtschaftlich genug" keine erneute Zulassung bzw. eine Verlängerung der bestehenden beantragt wird, wie das bei Tinidazol in Deutschland der Fall gewesen war...
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Thanks given by: urmel57
#13

Dieser Studie zufolge scheint Tinidazol wohl auch gegen die aktiven Borrelien bzw. deren Spirochäten-Form hoch-wirksam zu sein, auch als Monotherapie. Also dass es bei mir wirkt, glaube ich schon: Bis vor ca. drei Tagen hatte ich die ganze Zeit über diffuse Kopfschmerzen (so eine Art 'matschiges' Gefühl hinter der Stirn), die nun verschwunden sind - Dafür habe ich seit drei Tagen eben unerträgliche Rückenschmerzen, wie ich sie vorher noch nie gehabt hatte... Und die Einnahme von Aspirin führt nichtmals ansatzweise zu einer Linderung.
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Thanks given by:
#14

(11.11.2015, 19:26)sunset schrieb:  Völlige Zustimmung - Gab es denn etwas, was bei Dir dann geholfen hatte?

Bisher nicht, aber meine Borreliose ist auch mit Fragezeichen behaftet. Weitgehend sicher ist nur eine chronische Multiinfektion. Ich bin schon so lange krank, dass vermutlich weite Teile des Stoffwechsels völlig entgleist sind (z.B. Laktat/Pyruvat). Da ist es mit AB alleine nicht getan.

(11.11.2015, 19:26)sunset schrieb:  Auch dem kann ich nur zustimmen. Es kommt übrigens auch nicht alle Tage vor, dass für ein Medikament mit der lapidaren Begründung "nicht wirtschaftlich genug" keine erneute Zulassung bzw. eine Verlängerung der bestehenden beantragt wird, wie das bei Tinidazol in Deutschland der Fall gewesen war...

Das kommt noch hinzu. Auch die Angabe "10 Tage" versucht eine nicht vorhandene Sicherheit zu suggerieren. Normalerweise würde man etwas in der Art "eine kumulative Dosis von bis zu 10g kann als sicher betrachtet werden" oder ähnliches erwarten. Aber so eine Aussage gibt es nicht, weil es natürlich keine Untersuchungen dazu gibt. Was soll man denn aus den "10 Tagen" für eine Erkenntnis gewinnen? Sind 250mg oder 2000mg pro Tag über 10 Tage dann sicher? Und wieso 10 Tage und nicht 5 oder 15?

Ich denke es geht auch darum, dass man im Fall der Fälle sagen kann: "Wir haben aber doch gewarnt." Die FDA macht das routinemäßig so bei Medikamenten, die eigentlich sofort vom Markt genommen werden müssten. Aber letztlich bestimmt dann auch der Leidensdruck, welches Risiko man eingeht. Ich hab das Tinidazol auch hier und werde es irgendwann wohl auch nehmen, wenn alles andere versagt haben sollte.
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Thanks given by: sunset
#15

Man braucht sich ja nur mal ein paar Gedanken über die Wirkungsweise von Nitroimidazolen machen, die auf der Schädigung von DNA-Strängen beruht - Und wenn das bei Mäusen mutagen wirkt, ist diese Wirkung schonmal nicht allein auf Bakterien beschränkt.

Gerade hatte ich übrigens gelesen, dass Pfizer Tinidazol ursprünglich in Deutschland vertrieben hatte. Da Pfizer mit einer ganzen Reihe anderer Medikamente unglaubliche Summen an Geld verdient, wäre es - zynisch aber logisch betrachtet - tatsächlich äußerst "unwirtschaftlich", wenn irgendwann herauskäme, dass Tinidazol doch kanzerogen ist (Stichwort 'Image-Schaden') und immer noch von Pfizer vertrieben werden würde. Aber so könnten die schlicht sagen, "Tja, wir haben dafür ja auch schon vor Ewigkeiten keine neue Zulassung beantragt." [In Pharma-Unternehmen wird übrigens auch Forschung betrieben, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht werden.]

Weiß denn niemand eine auf eigenen Erfahrungswerten basierende Antwort auf die Frage, ob die Einnahme einer höheren Dosis Tinidazol auch spürbar mehr bringt? Es scheint ja eine Vielzahl von Fachärzten zu geben, die bis zu 1500 mg/Tag Tinidazol verschreiben.
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#16

Was Tinidazol und die vermeintliche Wirkung angeht, lohnt sich die Forensuche:
http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...8#pid87958

Bei der Sapi Studie wurden Dosierungen verwendet, die in Menschen so nicht erreichbar sind, weshalb man davon ausgehen kann, dass weder eine Wirkung auf Spirochäten noch auf Biofilme erreicht wird, worauf andere Studien (Lewis und Zhang zu Metro, Brorson zu Tini) hinweisen.
In niedrigen Dosierungen werden vermutlich auch kaum Dosierungen erreicht, die auf zystische Formen wirksam sind (falls Zysten und Biofilme bei Menschen eine Rolle spielen, was nicht nachgewiesen ist).
Generell sollten in vitro Studien nicht zu Ernst genommen werden, von der Sapi Studie hat vor allem der Umsatz eines bestimmten Unternehmens profitiert.

Metronidazol und Tinidazol sind in klinischen Studien bei Borreliosepatienten quasi nicht erforscht, weshalb ich es sehr fragwürdig finde, diese als Mittel der Wahl darzustellen und gut erforschten Mitteln vorzuziehen. Wie sich einige Ärzte da ihre Therapien zusammenstellen ist mir ein kleines Rätsel.

Azithromycin ist eher im Frühstadium ausreichend erforscht und die Liquorgängigkeit dürfte kaum ausreichend sein (zudem ist diese alleine nicht ausschlaggebend, wichtiger ist, wie empfindlich der Erreger auf das Antibiotikum reagiert (minimale Hemmkonzentration) - bei Tini dürfte da die Konzentration kaum eine Rolle spielen).

Als Mittel der Wahl bei einer akuten Neuroborreliose und Borreliose mit neurologischer Beteiligung gilt Ceftriaxon, was viele "Spezis" - aus welchen Gründen auch immer- nur wenig verordnen (gleiches gilt inzwischen für Doxy).
Seltsamerweise sind diese beiden Mittel am besten erforscht und bei vielen (den meisten, aber leider nicht allen) sehr effektiv, vor allem bei akuten Verläufen und Patienten, bei denen die Diagnose als gesichert gilt.
Was wirkt, wenn die nicht wirken, weiß kein Mensch - experimentieren kann man aber hinterher. Jedoch sollte man auch kritisch hinterfragen, wie wahrscheinlich dann eine Borreliose als alleinige Ursache für die Beschwerden ist.

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Thanks given by: sunset , Heinzi , Jada
#17

Also die Ergebnisse der im verlinkten Thread zitierten Studie stehen ja in krassem Gegensatz zu der Studie, die ich in Post #13 zitiert hatte, und die man wahrscheinlich auch nicht einfach so als 'unseriös' abtun kann (Veröffentlich auf PubMed, dies wiederum nur möglich durch Peer-Review, im 'abstract' beschriebene Methodik wirkt ziemlich überzeugend bzw. richtet sich nach den Standards für medizinische Studien, ...). Welchen Resultaten soll man jetzt eher trauen?

Und @Valtuille, gibt es denn Deiner Meinung nach überhaupt irgendetwas, bei dem die Wirkung auf persistierende Borrelien-Formen (einigermaßen) gesichert zu sein scheint? Serrapeptidase wurde in diesem Thread ja auch schon diesbezüglich in Frage gestellt, obwohl man wirklich unglaublich viel Positives darüber liest.
Was Samento und Banderol betrifft, kann ich mir bislang noch kein richtiges Urteil bilden... Eine Wirkung hat (eines von beiden - ich hatte es von Anfang an zusammen genommen, kann also nicht sagen, welches es betrifft) es in jedem Fall bei mir, nur ist diese subjektiv äußerst negativ, und das ist halt wieder mal so ein 'Blick in die Kristallkugel', ob diese negative subjektive Wirkung eine letztendlich als positiv zu betrachtende Herxheimer-Reaktion oder aber schlicht eine Nebenwirkung der/des Mittel(s) sind. Und dann kann man sich weiterhin noch die Frage stellen, ob eine mögliche Herxheimer-Reaktion daraus resultiert, dass diese persistierende Formen aufbrechen und dem Tinidazol mehr 'Feinde zum Bekämpfen' zur Verfügung stellen, ob sie selbst bakteriozid/bakteriostatisch wirken, oder ob beides zutrifft.


Viele Grüße

sunset

EDIT: Vor dem Stellen meiner Frage hätte ich auch ein wenig selbst suchen können - Eine orale Einnahme von Ceftriaxon ist leider nicht möglich, somit entfällt diese Option für mich (Hausarzt zu weit von meinem Wohnort entfernt).
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#18

Hallo sunset,

die Hypothese, dass bei der Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin verschiedene Entzündungsfaktoren die Verstoffwechlsung zu Fehlprodukten fördert, ist so viel ich weiß relativ gesichert. U.a. Dr. Hopf Seidel hat das zusammengefasst.

Von daher würde bei erhöhten Entzündungsfaktoren die Einnahme von Tryptophan eher das Gegenteil von dem was man möchte, bewirken. Inwieweit diese Erkenntnisse in letzter Konsequenz gesichert sind, kann ich nicht beurteilen.

SSRI wäre da schon eine Option. Die Wirkung tritt dann aber auch erst nach einiger Zeit, mehrere Wochen ein. Das Problem ist, man kann diese Mittel dann auch nicht einfach absetzen, sondern müssen langsam ausgeschlichen werden. Die Entzündungsfaktoren kann man auch im Blut finden - es könnte sich also lohnen ,vor der Therapie da mal nachzuprüfen, ob die überhaupt vorhanden sind.

Diazepame bringen leider nur kurzfristige Erfolge, da Gewöhnung eintritt und dann auch noch eine starke Abhängigkeit, so dass man ohne stationäre Klinik den Entzug kaum schafft. Solche Mittel betrachte ich daher mit großer Skepsis.

Eher hilfreich würde ich da stressmindernde Therapien betrachten, das könnten auch autogenes Training, Chi-Gong, Yoga oder andere Entspannungstechniken sein. Alleine lustige Pillen sorgen dann m.E. nicht genug für eine grundsätzliche Änderung. Auch Änderungen der Darmflora, bzw. den dort arbeitenden Bakterien durch Nahrungänderung soll angeblich das Nervensystem stark beeinflussen können. Das alles wären dann relativ milde Mittel, der Sache zu begegenen und im Idealfall dann ohne SSRI/SNRI auskommen zu können. Ob man das damit alleine schaffen kann, weiß ich nicht.

Borrelien und Autoimmunerkrankungen können dazu Hand in Hand gehen, so dass auch nicht hinreichend klar ist, ob zum Schluss Borrelien oder das eigenen Immunsystem für die Produktion der Entzündungsstoffe und damit die Störung der Neurotransmitter sorgt.

Wie auch immer, Versuch macht kluch - wenn die SSRI nicht das bringen, was man möchte, dann muss man halt auch wieder davon weg kommen. Mit Cymbalta, einem SNRI, habe ich leider bei mir die Erfahrung gemacht, dass es mir außer Nebenwirkungen und einer Erfahrung mehr (insbesondere was das Wiederabsetzen betraf) nicht viel gebracht hat. Manche haben dann mit diesem auch sehr schlechte Erfahrungen gesammelt.

Die Ungewissheit, was nun hilft und was nicht, ist sicherlich ein weiterer Stressfaktor, der den Teufelskreis aus Schlafstörung und Panik weiter anheizt. Da hilft manchmal dann auch nur, sich einen Arzt zu suchen, dem man wirklich vertraut und das durchzuziehen was er vorschlägt. Vor allem sollte man schauen, dass man nicht jede Lebensqualität verliert, indem man in alle Richtungen schaut nur nicht dorthin wo man gerade steht und lebt.

Zu Tinidazol und der verlinkten Studie: Letztlich ist das eine in-vitro Studie bei der die Konzentrationen, die dort verwendet wurden, eher nicht im Körper erreicht werden können, bei den üblichen Dosierungen. Es gibt dazu keine einzige klinische Studie, die die Hypothese stützen kann, dass Borrelien im Körper durch dieses Mittel wirksam bekämpft werden.

Ich persönlich bin kein Freund von Nitroimidazolen wie Metronidazol und TInidazol und denke, dass die weitere Zulassung für Tinidazol in Deutschland nicht erfolgte, weil Unterlagen nicht gereicht werden konnten. Ich hatte vor Jahren mal bei der Firma nachgefragt, aber keine Antwort bekommen. Dass sie kanzerogen sind, wurde bisher nicht nachgewiesen. Deine Überlegung, von der Länge der Exposition und der Konzentration in der Anwendung, auf andere Nebenwirkungen zu schließen als bei Kurzexposistion, finde ich zumindest schlüssig. Von der chemischen Struktur ähneln sie Bausteinen der DNA/RNA und meiner Vorstellung nach, ist es nicht ausgeschlossen, dass da auch mal was beim Einbau verwechselt werden könnte. Dass niemand Interesse hat, das weiter nachzuforschen, liegt dann auch irgendwo in der Natur der Sache, nämlich derer, die solche Studien im allgemeinen in Auftrag geben, den Herstellern. Von Metronidazol ist z.B. auch bekannt, dass es neurotoxische Wirkungen haben kann . S. auch http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=3269

Ich kenne eben auch jemand, der mit Tinidazol schwere Nebenwirkungen mit Darmblutungen bekommen hat, beim mir selbst fing das richtige Chaos im Körper mit der Einnahme von Metronidazol an. Ich habe das zweimal gemacht und bin dann zum Schluss gekommen, darauf lieber zu verzichten. Das Nutzen - Risikoverhältnis ist aber wegen fehlender Studien nur sehr schwer abschätzbar.

Mit Clarythromycin und Minocyclin habe ich persönlich gute Erfahrungen bezüglich der Wirksamkeit gemacht. Rein persönlich würde ich aber auch Therapien nie über 6 Wochen hinaus machen und dann erst mal schauen, was übrigbleibt.

Rein auf Verdacht würde ich Nitroimidazole bestimmt nicht nehmen. Es wäre für mich auf alle Fälle das Mittel der letzten Wahl. Das ist aber nur meine persönliche Meinung.

Ich frage mich dann tatsächlich, ob es nicht sinnvoller ist, auf Mittel zurückzugreifen, bei denen die Wirkung auf Borrelien relativ gut belegt ist. Ceftriaxon und Doxycyclin besitzen dazu auch noch entzündungshemmende Eigenschaften, so dass man damit auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte.

Bei intrazellulär wirkenden Antibiotika ist auch immer noch nicht die tatsächliche Wirkung auf Mitochondrien bekannt - es wäre so viel an Grundlagenforschung nötig.

Allerdings berichten auch einige über durchschlagende Erfolge nach Einnahme von Minocyclin und Tinidazol. Man darf aber auch ruhig hinterfragen, ob dann nicht noch andere Erreger eine Rolle gespielt haben, auf die noch niemand geschaut hat.

Insgesamt gibt es leider viel zu wenig Forschung - und vor allem fast keine Forschung ohne deutlichen Bias. Manche Studien, werden dann eben schon so ausgelegt, ein bestimmtes Ergebnis finden zu wollen - und man findet es meist auch. Reviews werden dann zum Teil von anderer Seite gemacht, die jedoch keinen Eingang in die offizielle Lesart bringen. Interessantes Terrain, über das Soziologen noch mehr sagen könnten.

Letztendlich ist alles, was bei der Borreliosebehandlung angeboten wird und über eindeutig nachgewiesene Lyme-Borreliose im hochakuten Stadium hinausgeht, zum großen Teil rein empirisch gewonnenes Erkenntnismaterial und dieses leider auch kaum dokumentiert. Vieles basiert auf in vitro-Studien, die auch schon ganz gegenteilige Ergebnisse brachten. Ein Beispiel ist Katzenkralle, bei der in einer Studie mal festgestellt wurde, dass sie das Borrelienwachstum fördert, in anderen, dass sie es hemmt, dann gibt es Studien, die ihre Wirkung auf die Modulation des Immunsystems beschreibt, was dann nicht in jedem Fall hilfreich ist, insbesondere wenn man schon in Richtung Autoimmunerkrankung unterwegs ist. Zum Schluss werden Präparate hergestellt, die untereinander noch nicht mal vergleichbar sind und der einfachheithalber jedem empfohlen, zu nehmen. Manchen nutzt es anscheinend, manchen nicht. Bei denen, wo es nutzt, weiß man dann aber auch nicht, ob sich auch ohne weitere Maßnahme das Befinden verbessert hätte. Und so läuft leider vieles.

Leider ist aber Behandlung, die möglich gesicherertes Erkenntnismaterial verwendet , nicht in allen Fällen zielführend - sprich die Gesundheit ist nicht wiederhergestellt danach und hierfür gibt es keine Antworten, weder durch was das ausgelöst wird, noch wie man dem behandlungsmäßig am Besten begegnet. Sie richtet sich derzeit auf eindeutig nachgewiesene Fälle von kutanen Manifestationen und eindeutig gesicherte Neuroborreliose sowie bei Befall der Gelenke vor allem der Knie. Der Rest wird wissenschaftlich in D derzeit ausgeblendet. Wie hoch die Dunkelziffer dadurch ist, ist auch nicht wirklich bekannt.

Auch in der Diagnosik werden viele Begleitumstände nicht betrachtet, usw. so dass es mehr oder weniger zufällig immer wieder Behandlungserfolge, mit alternativen Methoden gibt, die dann aber sehr individuell sind und für den Betreffenden eben genau das Richtig waren. Das zu verallgemeinern geht aber nicht.

Wie groß dieses Problem ist, sieht man vor allem daran, dass in den beiden Gruppen die Wahrnehmungsverzerrung durch Selbstbestätigung im engsten Kreis besonders hoch ausgeprägt ist und ein sehr hoher Konsens über das richtige Tun der jeweils eigenen Lager besteht. Es muss also nicht verwundern, wenn man immer wieder auf Parallelwelten stößt.

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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#19

Hallo Sunset,

ich möchte dir mal schreiben, wie eine Antibiotika-Behandlung bei mir abgelaufen ist. Ab dem 3 Einnahme-Tag tritt eine Verschlimmerung aller Symptome auf. Zum Teil treten auch wieder Symptome auf, die ich über einen längeren Zeitraum nicht mehr hatte. Unter der Antibiotika-Therapie ist es IMMER (zum Teil sogar deutlich) schlechter als ohne. Wenn bei mir nicht zeitgleich der Titer runtergegangen wäre, Banden verschwunden, Entzündungswerte negativ und CK deutlich gesunken wäre, dann hätte ich ganz gewaltig Zweifel gehabt, was denn im Körper los ist.

Was ich sagen will...bei der Therapie einer aktiven Borreliose wird man immer mit extremen Verschlechterung der Symptome rechnen müssen. Bei manchen Patienten tritt zum Beispiel ein Gelenkerguss erst unter Therapie auf. Und gerade bei einer neurologischen Beteiligung, die ja bei mir auch im Raum steht, geht man oftmals - vor allem auch zu Anfang einer Therapie am Stock.
Mich hat es total verspult und da ist man kurz davor den Haschenhuschen zu bekommen.
Das passiert bei mir unter...Minocyclin...Doxy...Ceftriaxon...Cefutoxim...Cefuroxim....Metro... und Tinidazol und hat erstmal gar nichts mit Nebenwirkungen zu tun. Die Nebenwirkungen der Therapie kann man durch eine engmaschige Kontrolle recht gut unter Kontrolle halten und dann auch eingreifen, wenn was aus dem Ruder läuft.

Am besten sieht man eine Herxheimer Reaktion bei Ceftriaxon bzw. Cefutaxim. Darum sehe ich es als gute Möglichkeit an - gerade wenn die Borreliose nicht so ganz dingfest zu machen ist - abzuwarten, was unter so einer Therapie passiert.

Es gibt leider nicht das Medikament, das die Heilung verspricht. Und bei jedem Patienten wirken die Antibiotika auch anders. Es bleibt einem daher nichts anderes übrig als auszuprobieren.

Bezüglich Tinidazol und Metro war ich auch sehr vorsichtig, weil ich bei meiner Behandlung auch auf größtmögliche Sicherheit achte. 10 Tage sind aber als sicher zu betrachten. Bezüglich der längeren Anwendung ohne Pause begibt man sich in den Off-Label-Use ohne gesicherten Erkenntnisse. Da hat Markus schon Recht. Und jeder Patient muss das selbst entscheiden und sollte da Nutzen und Risiko auch abwägen. Ich persönlich ziehe jetzt für mich nach 20 Jahren zum ersten Mal eine längere Therapie mit Tinidazol in Betracht.
Bezüglich Minocyclin kann ich aber deine Bedenken nicht teilen. Dieses Medikament wird schon sehr lange auch über lange Zeiträume eingesetzt.

Was jetzt bei dir vielleicht etwas zu Durcheinander führt...du schaust bei Hopf-Seidel, Berghoff, was Zhang aktuell veröffentlicht hat....und und und. Du versuchst einzelne Sachen rauszupicken und dabei die für dich "ideale" Therapie zu finden. Das wird so nicht funktionieren. Und oftmals ist es auch so, dass unterschiedliche Wege nach Rom führen. Man muss sich aber mal auf einen Weg einlassen.

Ob man sich nun für Tini oder Metro gleich entscheidet sei dahingestellt. Ich würde aber erstmal die "gut erprobten" Therapien ausprobieren wollen, bevor man sich zum Versuchskaninchen macht.
Darunter gehört für mich bei Verdacht auf Neuroborreliose eine Infusionstherapie mit Ceftriaxon bzw. Cefotaxim.

LG Niki

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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#20

Zitat:Also die Ergebnisse der im verlinkten Thread zitierten Studie stehen ja in krassem Gegensatz zu der Studie, die ich in Post #13 zitiert hatte, und die man wahrscheinlich auch nicht einfach so als 'unseriös' abtun kann (Veröffentlich auf PubMed, dies wiederum nur möglich durch Peer-Review, im 'abstract' beschriebene Methodik wirkt ziemlich überzeugend bzw. richtet sich nach den Standards für medizinische Studien, ...). Welchen Resultaten soll man jetzt eher trauen?

Und @Valtuille, gibt es denn Deiner Meinung nach überhaupt irgendetwas, bei dem die Wirkung auf persistierende Borrelien-Formen (einigermaßen) gesichert zu sein scheint? Serrapeptidase wurde in diesem Thread ja auch schon diesbezüglich in Frage gestellt, obwohl man wirklich unglaublich viel Positives darüber liest.
Was Samento und Banderol betrifft, kann ich mir bislang noch kein richtiges Urteil bilden.."

Zu 1:
Doch, genau das kann man.
PubMed ist eine Datenbank, da hat's Studien, die von weltklasse bis grottenschlecht schwanken. Peer Review sagt nur bedingt was über die Qualität aus (hängt davon ab, wer die Peers sind und wie genau sie reviewen...).
Ob man das als fachfremder Laie beurteilen kann, ist eine andere Frage.
Ob die Laborforschungen nun wissenschaftlich korrekt durchgeführt wurden (Fräulein Sapi hat nicht unbedingt einen guten Ruf bei der Community und ist eher Quereinsteigerin aufgrund eigener Betroffenheit und wird teils durch Spenden von Patienten unterstützt) kann und will ich nicht beurteilen. Was man auf keinen Fall kann, ist daraus irgendwelche Konsequenzen für die Therapie bei Menschen abzuleiten.
Das ist aber genau das, was gemacht wird. Das ist mehr als nur unwissenschaftlich, das ist gefährlich.
Welchen Ergebnissen man vertrauen sollte: Den Ergebnissen die sich in klinischen, gut gemachten Studien an Menschen als wirksam erweisen,
Was im Labor passiert hat wenig damit zu tun, was bei Menschen vor sich geht. Was bei Menschen Mittel der Wahl ist, habe ich bereits aufgeführt. Was wirksam ist, wenn diese Mittel nicht wirken, weiß man nicht.
Persistierende Borrelienformen wurden bei Menschen kaum gefunden und die Studien, die ein Überleben von Borrelien nach einer der Standardantibiosen beweisen, kann man an zwei Händen abzählen. Es gibt kaum Bestrebungen das an den Betroffenen zu untersuchen, da das ganze Gebiet vermint ist. Die Studien zu Persistern sind alle brand neu, da muss man abwarten, was dabei rauskommt.
Wichtig ist die Diagnose - die beste Therapie der Welt wird nicht helfen, wenn man die falsche Krankheit therapiert.

Bei Sapi wurde mit Konzentrationen gearbeitet, die 20-30 mal so hoch sind, wie das was im Blut erreicht wird. Im Gewebe und im Liquor kommt noch weniger an.
Wirksam auf Biofilme war Tinidazol bei 500 µg/ml - bei Menschen kommt man auf 20-30 µg/ml im Blut bei 1-1,5g. Wem bringt das nun was?
Doxy führte zu einer Vermehrung der zystischen Formen, aber erst bei einer Dosierung von 250 µg/ml - bei gängigen Dosierungen kommt man auf maximal 8 µg/ml. Trotzdem wird aufgrund dieser Studie der Verzicht von Doxycyclin empfohlen - obwohl Doxy bei vielen Betroffenen sehr effektiv ist.

Positives liest man über fast alles. Beachten muss man, dass man Serrapeptase so gut wie nie alleine nimmt, sondern mit anderen Mitteln zusammen. Ein kausaler Zusammenhang zu der erfolgten Besserung ist dadurch kaum möglich, schon gar nicht, wie dann Serrapeptase (oder was anderes) gewirkt hat.
Beachten muss man, dass es ja auch um die Langzeitwirkung geht. Einzelerfahrungen lassen sich kaum bis gar nicht auf andere übertragen und nicht immer sind Erfahrungsberichte das, was sie zu sein vorgeben.
Daher sollte man es erstmal mit dem versuchen, was sich in kontrollierten Studien an Menschen als vergleichsweise gut wirksam erwiesen hat. Dann kann das ganze auch besser einschätzen.
Wenn man experimentelle, unerforschte Therapien nimmt und sich gar nichts tut, kann es einfach sein, dass die Therapie absolut unwirksam ist.

Wegen Samento und Banderol:
Zumindest Metronidazol sollte man nicht mit Alkohol kombinieren (Antabus Effekt) - einige Ärzte empfehlen auch alkoholische Tinkturen zu vermeiden. Ob das auch für Tinidazol gilt, weiß ich nicht, wäre aber denkbar.

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